Dynamikfaktoren in Fliegenden Bauten?

Warum ist es wichtig, bei Kettenzügen in Fliegenden Bauten Verkehrslasten und dynamische Faktoren getrennt zu bewerten?

Im Veranstaltungsrigging ist es üblich, einen dynamischen Faktor (in der Regel 1,2 bis 1,6) bei den Verkehrslasten zu berücksichtigen, wenn motorische Hebezeuge verwendet werden. In Gebäuden ist es daher gute Praxis, die Bruttowerte der Hängepunkte zu verwenden, zumal die Montage bei jeder Witterung stattfinden kann.

Open-Air-Bühnen hingegen unterscheiden sich in drei wesentlichen Punkten von gewöhnlichen Gebäuden:

  1. Die Montage und der Betrieb finden unter mäßigen Wetterbedingungen statt.
  2. Die zulässige Verkehrslast ist oft ein begrenzender Faktor.
  3. Die Windlast ist neben der Nutzlast die häufigste und bestimmende Lasteinwirkung.

Wenn ich diese Unterschiede vernachlässige, unterschätze ich wahrscheinlich die Tragfähigkeit. Das ist zwar nicht gefährlich, kann unter Umständen aber schnell unwirtschaftlich werden.

Was bedeutet dies für den Einsatz von motorisch betriebenen Verkehrslasten auf Open-Air-Bühnen?

Zunächst einmal muss unterschieden werden, ob der Hebevorgang nur für den Auf- und Abbau oder auch während der Show stattfindet.

Findet die Bewegung auch während der Show statt (szenische Bewegung), sollte die Bruttolast mit den maximalen Betriebswinden kombiniert werden.

Ist die Bewegung jedoch nur für den Auf- und Abbau erforderlich, kann eine Unterscheidung sinnvoll sein, insbesondere bei hohen Verkehrslasten. Zum einen, weil oft nicht alle Verkehrslasten gleichzeitig bewegt werden, und zum anderen, weil sichergestellt werden kann, dass die Bewegung aus Gründen des Arbeitsschutzes nur bei leichtem Wind erfolgt.

Ein vereinfachtes Beispiel zur Verdeutlichung:

Nehmen wir folgende Worst-Case-Materialbelastung in einer Bühne an:
20% aus Eigengewicht
40% aus Wind
40% durch die Nutzlast (10t)
Gesamt: 100% -> Die Bühne ist maximal ausgelastet.

Die Produktion möchte nun 10t mit einem Dynamikfaktor von 1,5 einbringen, was unter der obigen Annahme zu folgender Belastung führen würde:
20% aus Eigengewicht
40% aus Wind
60% aus Nutzlast (10t x 1,5 = 15t -> 60%)
Gesamt: 120% -> Die Bühne ist scheinbar überlastet. Wir betrachten aber auch eine Situation, die nicht eintreten kann.

Wenn wir nun aber berücksichtigen, dass die Bewegung nur bei einigermaßen gutem Aufbauwetter stattfindet, ergibt sich folgendes:
20% aus Eigengewicht
20% durch Wind
60% aus Nutzlast (10t x 1,5 = 15t -> 60%)
Summe: 100% -> Die Bühne ist nicht überlastet. Das Bauwerk hat ausreichende Lastreserven für die Aufnahme von Dynamikfaktoren bei Auf- und Abbbau.

Natürlich kann diese einfache Berechnung nicht ohne weiteres auf jede Bühne übertragen werden. Es soll aber deutlich gemacht werden, dass es oft unwirtschaftlich und auch unnötig ist, wenn Dynamikfaktoren pauschal angesetzt werden, ohne sich Gedanken über die Details zu machen.

Aus diesem Grund ist es für den Planer von Fliegenden Bauten immer wichtig, Eigengewichte und dynamische Faktoren unabhängig voneinander zu kennen.

Bei bestehenden Berechnungen und Prüfbüchern stehen Anwender natürlich vor der schwierigen Frage, ob Lastreserven für Dynamikfaktoren vorhanden sind oder nicht. Hier helfen wir im Einzelfall gern weiter. Sprechen Sie hierzu uns einfach an.

Schreibe einen Kommentar